Die Web Content Accessibility Guidelines helfen Designern und Entwicklern bei der barrierefreien Umsetzung ihrer Website. In dieser Folge geben Tomas Caspers und Dirk Ginader einen ausführlichen Einblick in die zweite Version und erklären, warum sich die WCAG 1.0 ihren Ruhestand wirklich verdient hat.

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Was war den falsch mit WCAG 1.0?

  • 1999 – Javascript galt als „uneingeschränkt böse“
  • Alle nicht-W3C-Techniken waren effektiv verboten
  • Technisch sehr spezifisch. Daher waren teile bereits bei der Veröffentlichung veraltet
  • kaum CSS
  • Kaum testbar: Man konnte höchstens nachweisen, dass man die Guidelines erfüllt hat, nicht jedoch dass man auch tatsächlich zugänglich war

WCAG 2.0 heute

  • Ein steiniger Weg: Erster Entwurf war enttäuschend – Aufschreie wie To Hell with WCAG 2 (deutsche Übersetzung) brachten Besserung
  • Die aktuelle Version im englischen Original und der deutschen Übersetzung
  • Seit Dezember 2008 die gängige Empfehlung
  • Komplett überarbeitet, in der Praxis getestet
  • Neutral gegenüber Techniken: In den Guidlines selbst finden sich keine technischen Spezifikationen, erst in den „Techniques“ (nicht-normativ)
  • Enthält testbare Statements, Nachweis ob erfüllt jedoch allerdings schwieriger da kaum mit Tools messbar

WCAG 2.0-Richtlinien

  • 1 Wahrnehmbar

** 1.1 Stellen Sie Textalternativen für alle Nicht-Text-Inhalte zur Verfügung, so dass diese in andere vom Benutzer benötigte Formen geändert werden können, wie zum Beispiel Großschrift, Braille, Symbole oder einfachere Sprache.

** 1.2 Stellen Sie Alternativen für zeitbasierte Medien zur Verfügung.

** 1.3 Erstellen Sie Inhalte, die auf verschiedene Arten dargestellt werden können (zum Beispiel mit einfacherem Layout), ohne dass Informationen oder Strukturen verloren gehen.

** 1.4 Machen Sie es für den Benutzer leichter, Inhalte zu sehen und zu hören, einschließlich der Trennung zwischen Vordergrund und Hintergrund.

  • 2 Bedienbar

** 2.1 Sorgen Sie dafür, dass alle Funktionalitäten von der Tastatur aus verfügbar sind.

** 2.2 Geben Sie den Benutzern ausreichend Zeit, Inhalte zu lesen und zu benutzen.

** 2.3 Gestalten Sie Inhalte nicht auf Arten, von denen bekannt ist, dass sie zu Anfällen führen.

** 2.4 Stellen Sie Mittel zur Verfügung, um Benutzer dabei zu unterstützen zu navigieren, Inhalte zu finden und zu bestimmen, wo sie sich befinden.

  • 3 Verständlich

** 3.1 Machen Sie Textinhalte lesbar und verständlich.

** 3.2 Sorgen Sie dafür, dass Webseiten vorhersehbar aussehen und funktionieren.

** 3.3 Helfen Sie den Benutzern dabei, Fehler zu vermeiden und zu korrigieren.

  • 4 Robust

** 4.1 Maximieren Sie die Kompatibilität mit aktuellen und zukünftigen Benutzeragenten, einschließlich assistierender Techniken.

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 3. März 2010 um 09:52 Uhr in der Kategorie Podcast, Technikwürze Total veröffentlicht.
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Kommentare

  • Sebastian Gebhard
    am 3. März 2010, 17:04 Uhr

    Ich habe eine Frage spezifisch zum Thema selbstimplementierte Scrollbars:
    Ich bin kein Freund von solchen Spielereien, aber habe auf Grund einer Designvorgabe einen Scrollbar mit Hilfe des jQuery Plugins jScrollPane umgesetzt. Der Scrollbar ist per Tabs erreichbar und reagiert auf Mousewheel und fühlte sich in allen getesteten Browsern sehr schön bedienbar an.
    Ist trotzdem grundsätzlich von der Verwendung solcher Scrollbars abzuraten, weil sie das Look und Feel des Browsers durchbrechen?

    Gute Folge – vielen Dank!

  • Dirk Ginader
    am 4. März 2010, 20:45 Uhr

    Danke für Deine gute Frage Sebastian. Ich habe mir das jScrollPane plugin mal angeschaut. Es ist tatsächlich “nicht sehr schlecht”. Einer der offensichtlichen Nachteile ist jedoch z.B. dass man die box nicht mit den cursor keys scrollen kann wenn der focus in der box ist. Es gibt deutlich schlechtere Umsetzungen als diese aber grundsätzlich ist es immer eine schlechte idee native Browser Elemente nachzubauen da dabei leider immer die usability auf der strecke bleibt.

  • Leonid Lezner
    am 7. März 2010, 13:46 Uhr

    Hallo!

    Anmerkung zu den Screenreadern: Mac OS bringt zwar VoiceOver mit, aber nur in English. Als deutscher Benutzer muss man sich die Sprache dazu kaufen. Das macht das System nicht viel besser als W. Und wenn ich mir hier die vier Mac Minis kaufe, bin ich mit deren VoiceOvers nicht viel weiter, wenn deutsche Texte in English vorgelesen werden.

  • Type-Style
    am 6. April 2010, 18:13 Uhr

    Danke für diesen Wertvollen Beitrag zur Zugänglichkeit.
    Eine kleine Information zu kenne deinen Feind: Der IE 8 kann Outline! ;D
    Es wird oft “Y-Area” angesprochen, das ist für mich kein Begriff, daher ist die Schreibweise auch falsch. Es steht auch nirgends auf dieser Seite, wo kann ich mehr darüber lesen? Also im Punkt Alternative Inhalte für nicht Textelemente z.B. Audio ist das hier ein negatives Beispiel! ;-)

  • Dirk Ginader
    am 6. April 2010, 18:36 Uhr

    Ich gehe davon aus dass Du “WAI-ARIA” meinst. Die deutsche übersetzung der hervorangenden Einführung von Gez Lemon findest Du hier: http://www.hessendscher.de/wai-aria/

Und was hast du zum Thema zu sagen?

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